Die Kunst der Tapisserie
 

Das Gewebe der Tapisserie wird manuell auf einem Webstuhl hergestellt und unterscheidet sich vom gewöhnlichen Weben vor allem dadurch, dass die Fäden des Einschlags nicht regelmäßig den Fäden der Kette folgen, sondern je nach dem Wechsel der Farben unterbrochen werden. Eine Tapisserie läßt sich also nicht mechanisch herstellen, sie ist im wesentlichen ein Produkt künstlerischer Tätigkeit.

Das Weben einer Tapisserie ist ein langsamer und komplizierter Vorgang, der sich in mehreren Phasen vollzieht.
Zuerst muß der Entwurf eines Künstlers vorhanden sein oder angefertigt werden. Nach diesem wird ein Karton in der vorgesehenen Grösse gezeichnet (die Manufakturen beschäftigten dafür eigene Kartoneure), welcher dem Weber als Vorlage dient. Heute werden auch Fotovergrösserungen verwendet.
Auch das Vorbereiten des Webstuhles wie das Aufbäumen und Spannen der Kettfäden, und das Färben der Wollen oder Garne ist eine diffizile und zeitraubende Arbeit.

In der Bildwirkerei gibt es zwei Arten Von Webstühlen, welche eine unterschiedliche Arbeitsweise erfordern.
Sind die Kettfäden vertikal gespannt, handelt es sich um einen Hautelisse- oder Hochwebstuhl. Sind die Kettfäden horizontal gespannt, spricht man von einem Basselisse - oder Flachwebstuhl.

Beide Methoden führen zum gleichen Ergebnis, weisen aber hinsichtlich der Ausführung einige beachtliche Unterschiede auf. Die Fäden der Kette teilen sich in zwei Kettschichten welche durch ein System von Litzen (Lisses) entweder mit der Hand oder durch Pedale, auch Tritte genannt, gegengleich vor und zurück bewegt werden.
Durch das dabei entstehende Fach wird dann der farbige Faden - Wolle, Garn oder Seide - mittels einer hölzernen Spindel, der sogenannten Fliete gezogen, wobei der Webstuhl mit Tritten den Vorteil hat, dass der Weber beide Hände frei hat.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass ein Teil der Weber auf der Rückseite, ein Teil auf der Vorderseite des Gewebes arbeiten.
Heide Proksch webt auf einem Hochwebstuhl. Je nach Grösse der zu webenden Tapisserie hat sie einen 2 Meter breiten Webstuhl mit 2 Trittpaaren oder einen 4 Meter breiten mit 4 Trittpaaren zur Verfügung. Sie webt mit Wolle die sie selbst färbt, für besondere Effekte ab und zu auch mit Seide oder Metallfäden. Sie webt mit Sicht auf die Vorderseite des Bildteppichs, der Karton befindet sich hinter den Kettfäden.